Das Weizmann-Institute of Science

Das Weizmann-Institut für Wissenschaft zählt unter den führenden fachübergreifenden Forschungseinrichtungen weltweit zur absoluten Spitze. Seine 18 Fachbereiche sind in fünf Fakultäten organisiert: Mathematik, Informatik, Physik, Chemie, Biochemie und Biologie.

Die verschiedenen Forschungszentren und -institute in Rehovot sind disziplinübergreifende Motoren der Forschung in verschiedenen Bereichen der Wissenschaft. Sie erleichtern die Rekrutierung von Wissenschaftlern, indem sie Startkapital für höchst originelle Projekte in einem konzeptionellen Stadium bereitstellen, in dem die Forschung noch zu vorläufig ist, um für nationale und internationale Zuschüsse in Frage zu kommen. Und sie fördern die Führungsrolle des Weizmann Instituts in Schlüsselbereichen.

Das Institut ist heute u. a. führend auf dem Gebiet der Erforschung alternativer Energiequellen, junger Wissenschaften, wie etwa der Biomatik, und setzt sich für die Bildung in allen Teilen der Gesellschaft ein.

Am Weizmann-Institut werden ständig über 1.000 Forschungsprojekte an der Spitze der internationalen Wissenschaft bearbeitet. Die vielen Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachgebieten und der Campus des Instituts befruchten die interdiszipilnären Forschung und ermöglichen vielfältige Begegnungen in und mit unterschiedlichen Gebieten der Wissenschaft, wie es an anderer Stelle kaum möglich ist.

Der Campus des Instituts in Rehovot, Israel (nahe Tel Aviv) erstreckt sich über eine Fläche von 1,2 Quadratkilometern und beheimatet über 2.000 Mitarbeiter. 1.600 Studenten, davon 737 PhD-Studenten, 480 Post-docs und 390 MSc-Studenten, lernen und arbeiten fachübergreifend an diesem hervorragend ausgestatteten Ort.

Zusätzlich bildet das Institut an der Feinberg Graduate School Studenten aus, die einen Hochschulabschluss anstreben, und engagiert sich mit dem Davidson Institute of Education in der naturwissenschaftlichen Bildung, z. B. in Schulen.

Das Weizmann-Institut verfügt für reine Forschung über ein Budget von etwa 200 Mio. US-Dollar. Die Zuwendungen des Staates Israel decken etwa ein Drittel des Budgets, zwei Drittel werden aus Fördermitteln für die Forschung, aus Gewinnbeteiligungen (z.B. aus Patenten und Lizenzen) und aus Spenden finanziert.

 

Geschichte des Weizmann-Instituts

Die Anfänge des Weizmann-Instituts in Israel gehen auf das Daniel Sieff-Forschungsinstitut zurück, das 1934 von Rebecca und Israel Sieff aus London in Gedenken an ihren Sohn Daniel gestiftet worden war. Die Initiative zur Gründung des Instituts ging von Dr. Chaim Weizmann aus. Er war die treibende Kraft hinter der wissenschaftlichen Arbeit am Sieff-Institut und sein erster Präsident, ein renommierter Chemiker und über Jahre ein führender Kopf der Zionistenbewegung. Mit der Staatsgründung wurde er der erste Präsident Israels.

1944 wurde mit Einverständnis der Familie Sieff beschlossen, das Sieff-Institut zu einer großangelegten Forschungseinrichtung zu machen, die nach Dr. Chaim Weizmann benannt werden sollte. 1949 wurde das Institut formell aus Anlass seines 75. Geburtstages eingeweiht.

Das Weizmann-Institut pflegt die ältesten Verbindungen aller israelischen Forschungszentren zu Forschungseinrichtungen in Deutschland. Jedes Jahr führt das Weizmann-Institutut rund 90 Forschungsprojekte zusammen mit deutschen Wissenschaftlern durch, sowohl in bilateralen Projekten als auch in gemeinschaftlichen Forschungsvorhaben der EU. Eine besonders enge Beziehung pflegt das Weizmann-Institut mit der Max-Planck-Gesellschaft. Die ersten vorsichtigen Kontakte kamen in den frühen 1950er Jahren zustande. 1959 fand der erste offizielle Besuch von Vertretern in der Max-Planck-Gesellschaft in Israel statt und begründete und festigte enge Beziehungen zwischen israelischen und deutschen Wissenschaftlern.

Das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert gemeinsame Forschungsvorhaben mit israelischen Forschungseinrichtungen seit 1964 über die Minerva-Stiftung-GmbH, eine Gründung der Max-Planck-Gesellschaft.
Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite des Weizmann-Instituts.

 

Beispiele für Forschung am Weizmann-Institut

Etwa die Hälfte aller Forschungsprojekte des Instituts sind in den Biowissenschaften angesiedelt, und wiederum die Hälfte davon dient der Krebsforschung.

 

Krebsforschung

Die Wissenschaftler des Instituts versuchen die Mechanismen zu verstehen, welche eine normale gesunde Zelle in eine Krebszelle verwandeln. Das Erkennen dieser Mechanismen könnte die Entwicklung von Therapien und Medikamenten ermöglichen, die diesen unerwünschten Prozess verhindern und die körpereigenen Abwehrkräfte gegen den Krebs zu unterstützen.

So haben die Wissenschaftler beispielsweise einen eigenen Ansatz für die Transplantation von Knochenmark für Leukämie-Patienten, eine Methode für einen frühe nicht invasive Diagnose von Brustkrebs und eine Methode zum Abtöten cancerogener Zellen entwickelt, bei der sie einen von Chlorophyll abgeleiteten Stoff in die Nähe des Tumors injizieren und diesen mit Infrarotlicht bestrahlen (Chloropyll ist ein grüner Farbstoff, der in Pflanzen und einigen Bakterien enthalten ist.) Diese Ansätze werden kontrolliert in klinischen Versuchen an Menschen erprobt in der Hoffnung, dass sie Ärzten auf der ganzen Welt zur Verfügung stehen können.

 

Einige Beispiele für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit internationalen, auch mit deutschen Forschungseinrichtungen:

Die israelische Forscherin Ada Yonath hat zusammen mit den Amerikanern Venkatraman Ramakrishnan und Thomas A. Steitz den Nobelpreis für Chemie 2009 erhalten. Sie wird damit für ihre Forschungen zur Struktur und Funktion der Ribosomen ausgezeichnet, das sind Molekülkomplexe, die für das Leben notwendige Eiweißmoleküle aus der DNA-Erbinformation herstellen. Ada Yonath entwickelte von 1979 bis 1983 als Gastprofessorin am Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin die Grundlagen für die Kristallisation von Ribosomen. Ada Yonath wurde 1939 in Jerusalem geboren. Sie promovierte über die Kristall-Untersuchung mit Röntgenstrahlung am Weizmann-Institut in Rehovot. Heute ist Ada Yonath Professorin für Molekularbiologie am Weizmann-Institut. Sie ist erst die vierte Frau, die den Chemie-Nobelpreis erhält.

Prof. Zelig Eshhar ist ein Pionier der CAR-T-Zell-Therapie, bei der die Immunzellen von Krebspatienten verändert und dem Körper wieder injiziert werden, damit sie den Krebs besser bekämpfen können. Klinische Studien haben eine Erfolgsquote von 94 % gezeigt.

Profs. Avigdor Scherz und Yoram Salomon haben eine Behandlung für Prostatakrebs entwickelt, die sogenannte Vascular Targeted Photodynamic Therapy in Verbindung mit TOOKAD® Soluble (TS-VTP), die das Krebswachstum auslöscht und gleichzeitig die Funktion des Organs erhält. Die Therapie hat in klinischen Studien sehr gute Ergebnisse gezeigt und wird derzeit für andere Krebsarten getestet.

Gehirnforschung

Das Weizmann-Institut ist eines der weltweit wichtigsten Forschungszentren auf dem Gebiet der Gehirnforschung. Die Wissenschaftler des Instituts haben neue investigative Methoden zur Beobachtung der Hirnaktivitäten entwickelt. Das Ergebnis dieser fruchtbaren Zusammenarbeit von Mathematikern, Informatikern, Biologen und Chemikern, die die Arbeitsweisen des Gehirns erforschen könnte, dazu dienen, fortschrittliche Roboter und digitalisierte Sehhilfen zu konstruieren. Die Grundlagenforschung am Institut könnte dazu beitragen, Methoden zur Behandlung degenerativer Erkrankungen wie Parkinson zu entwickeln.

Multiple Sklerose

Bis vor wenigen Jahren gab es noch keine Behandlungsmöglichkeiten der Multiplen Sklerose, eine Krankheit, in der das Immunsystem irrtümlicherweise das Gehirn angreift, was die betroffenen Patienten in ernsten Fällen lähmt oder sogar tötet. Heute sind zwei verschiedenen Arten von Medikamenten erhältlich, die beide von zwei getrennten Weizmann-Projekten abstammen: Das Medikament „Copaxone“ wird von der Firma Teva Pharmaceutical Industries Ltd. hergestellt und vermarktet. Dank dieses Medikaments wuchs Teva von einer kleinen israelischen Firma zu einem großen internationalen Konzern heran. Das Medikament „Rebif“, hergestellt und vermarktet von der Firma InterPharm, die eigens dafür vom Pharma-Unternehmen Serono ganz in der Nähe des Weizmann-Instituts gegründet wurde, basiert auf dem Protein Interferon-Beta, das ebenfalls Bestandteil zweier weiterer Multiple-Sklerose-Medikamente ist.

Solarforschung

Die Forschung auf diesem Gebiet sucht nach geeigneten Wegen, mit denen Sonnenenergie gesammelt, gespeichert und transportiert werden kann. Ein weiterer Zweig der Forschung ist die Herstellung leistungsfähiger und umweltfreundlicher Treibstoffe, etwa Wasserstoff, der unter der Verwendung von Solarenergie erzeugt werden kann.

Preise und Bewertungen des Weizmann-Instituts

Die Forschung des Instituts hat zu wichtigen Erkenntnissen geführt, die den Wissensbestand im gesamten wissenschaftlichen Spektrum der Naturwissenschaften erweitert haben. Durchbrüche in der Grundlagenforschung, die am Weizmann Institut erzielt wurden, sind in vielen Fällen auch für die praktische Anwendung nützlich. Das Weizmann-Institut hat in diesem Kontext viele Patente angemeldet, deren Nutzung die Welt sicherer und gesünder macht.

Das Weizmann-Institut erhielt zahlreiche international bedeutende Preise und Bewertungen, u.a.

  • 343 kompetitive Zuschüsse aus externen Quellen, die an Hauptforscher des Weizmann Instituts vergeben wurden;
  • 88 Förderungen des Europäischen Forschungsrats;
  • Platz 2 im globalen Nature Index für Forschungsqualität
  • Platz 8 2020im Ranking des Centre for Science and Technology Studies (CWTS)
    der Universität Leiden, Niederlande, für die Forschungsqualität. Damit kam das Weizmann- Institut als eine von nur zwei Institutionen außerhalb der USA unter die Top Ten.